Die Märkte markieren wieder neue Hochs in schöner Regelmässigkeit. Das scheint schon so “normal” zu sein, dass kaum mehr darüber berichtet wird. In meinen Depots schreitet die Konsolidierung der Gelder voran. Der Start ist allerdings mit einem Verlust von -18.785,15 EUR erstmal schmerzhaft.
Die Marktampel wechselt erstmalig seit Start des Blogs auf grün. Trotzdem bin ich skeptisch.
Die Gesamtübersicht der Tradingdepot-Wochenergebnisse ist in Tabellenform auch jederzeit in der Performance einsehbar.
Tradingdepot1 (Wheel)
Im Tradingdepot1 fand in dieser Woche kein Handel statt. Alle Positionen wurden zum Ende letzter Woche ja bereits geschlossen und diese Woche der Geldtransfer eingeleitet. Von den rund 135kEUR wurden 130kEUR überwiesen an das Tradingdepot2. Somit verbleibt ein Restkapital von 5.098,54 EUR im Depot.
Ich muss mir nun überlegen, wie ich mit dem Tradingdepot1 weiter fortfahre. Zunächst hatte ich an ein sehr aktives, kleines Depot gedacht mit schnellen und aggressiven Trades. Ehrlich gesagt fehlt mir dafür allerdings die Zeit, denn das Tradingdepot2 erfordert mit grösserem Depotstand auch mehr Zeiteinsatz.
Stattdessen werde ich daraus ein kleines, neues Projekt machen: Startkapital sind die 5.098 EUR. Jeden Monat werden weitere 200 EUR eingezahlt. Gehandelt wird (im Normalfall) jeweils nur am Freitag Abend für wenige Minuten. Mal schauen, wohin das führen wird 🙂
Die year-to-date-Performance ist unverändert zur Vorwoche.
Tradingdepot2 (Earnings und Wheel)
Das Tradingdepot2 hat durch die Geldtransfers vom Tradingdepot1 und auch vom Investmentdepot ordentlich Zuwachs bekommen. Eingezahlt wurden diese Woche 380kEUR, in der Vorwoche bereits weitere 80kEUR. Nächste Woche werden nochmals ca. 32kEUR dazu kommen.
Der Start mit neuer Depotgrösse ist allerdings schmerzhaft. Gleich zu Beginn muss ich einen Verlust von -18.785,13 EUR hinnehmen. Laut Depotbericht sind das -5.28%. Das stimmt mit der Rechnung nicht so ganz, weil über die Woche immer neue Gelder eingezahlt wurden. Aber gut, lassen wir es mal so stehen. Neuer Depotstand ist 616.207,28 EUR. Die Cushion ist mit 78% komfortabel. Für die kommende Woche wurden neue Prämien von 2.075 USD aufgenommen. Das ist in Anbetracht der neuen Depotgrösse recht wenig und liegt daran, dass einige der im Depot vorhandenen Unternehmen nächste Woche ihre Zahlen melden und deshalb vorab keine Covered Calls aufgebaut werden.
Die Earnings-Trades verliefen diese Woche leider recht gemischt. Gleich 3 neue Einbuchungen hat es gegeben. Mit Lockheed Martin, Capital One Finance und Western Digital (LMT, COF, WDC) handelt es sich aber um solide Werte, bei denen ich mir langfristig nicht allzu viele Sorgen mache. Trotzdem wird damit viel Kapital gebunden und ich hatte eine andere Tatsache zunächst unterschätzt:
meine bisher gehandelte Earnings-Strategie basiert darauf, dass nach bestimmten Kriterien ein recht weit entfernter Strikepreis gewählt wird und damit eine Andienung sehr unwahrscheinlich ist. Das Delta ist entsprechend klein und somit leider auch die Prämie pro einzelnem Kontrakt. Damit sich der Handel dieser Strategie lohnt, werden deshalb recht grosse Positionen aufgebaut. Wenn alle Kriterien sehr gut passen und auch das Unternehmen solide ist, habe ich bis zu 100% des Depotwertes in einer einzelnen Position. Zwar ist eine Andienung unwahrscheinlich, kommt aber immer mal wieder vor. Bisher hat mich das weniger gestresst. Zwar waren die absoluten Positionsgrössen bereits ordentlich, im Vergleich zu meinem Gesamtkapital für mich aber verdaubar (mental). Mit neuer Depotgrösse habe ich nun festgestellt, dass ich für mehr “mentalen Frieden” die Positionsgrössen runter nehmen muss. Das heisst nicht, dass die Earnings-Strategie nicht profitabel ist. Sie ist aber recht aggressiv.
Anpassungsmöglichkeiten gibt es viele. Einzelne Varianten teste ich bereits und analysiere weitere Ideen. Vermutlich werde ich auch bei Earnings als Hauptstrategie bleiben, weil Earnings (für mich) eine Reihe von Vorteilen bieten (sehr hohe Handelsfrequenz, 4x im Jahr möglich, Anzahl der zu analysierenden Werte pro Tag ist überschaubar, profitiert von IV-Crush, …). Die Grösse der Positionen wird aber angepasst und die Auswahl potentieller Kandidaten überdacht.
Anderes Thema: Der Gesamttrade auf CSIQ wurde diese Woche beendet. Das war eine der Positionen, die ich in der Earnings-Pause im Juli aufgebaut hatte. Eigentlich als kurzfristiger Trade ausgelegt, verlor der Wert ordentlich und wurde ins Depot eingebucht. Seitdem wurden wöchentlich Covered Calls geschrieben und am Freitag habe ich mich entschieden die Position nicht weiter zu managen, sondern einen kleinen Verlust von 351 USD hinzunehmen.
Zwar konnte der Verlust durch die Prämieneinnahmen etwas reduziert werden im Vergleich zu einem Buy&Hold Investment in der Aktie. Trotzdem ist das ein sehr schlecht gelaufener Wheel-Trade. Der Kursverlauf war zu erratisch und führte beim steilen Anstieg seit Anfang Oktober zu Verlusten in einzelnen Covered Calls. Vermutlich könnte durch Managen über weitere 2 oder 3 Wochen die Position doch noch in den Gewinn gedreht werden. Die Position hat aber schon etwas Nerven gekostet und wird auch schon bald wieder Zahlen melden. Einen Verlust von 350 USD kann ich gut verkraften und freue mich eine “Altlast” weniger im Depot zu haben.
Die bisherige Jahresperformance kommt hingegen wieder an der unteren Range an und könnte sich, je nach Marktverlauf, auch noch weiter verschlechtern. Trotzdem bin ich zuversichtlich. Optionshandel, wie ich ihn betreibe, ist auf Dauer sehr profitabel. Deshalb zählt das langfristige Bild.
Marktampel (grün)
Jetzt ist es also tatsächlich passiert. Die Marktampel wechselt das erste Mal überhaupt auf grün, seit Start des Blogs im März 2021. Mit 14 grünen, 12 gelben und 7 roten Kriterien ist das ein Fakt.
Ich selbst bin allerdings skeptisch. Der Fear&Greed Index steht mit 72 Punkten sehr hoch. Ausserdem gefällt mir diese Woche gar nicht, dass der VIX trotz steigender Märkte und Allzeithoch sogar ebenfalls gestiegen ist. Das ist eine Divergenz und somit mindestens ein Warnzeichen.
Auch zeigt sich aus meinen vergangenen Aufzeichnungen, dass eine grüne Marktampel nicht automatisch mit “Vollgas” gleich zu setzen ist. Typischerweise treten grüne Phasen erst auf, wenn die Märkte schon über längere Zeit gut gelaufen sind (kein Wunder, denn einige der Kriterien beurteilen, ob ein Kurs über oder unter gleitenden Durchschnitten notiert).
Eine grüne Ampel führte deshalb in der Vergangenheit mehrfach zu relativ bald darauf stattfindenden Korrekturen. Tja… was soll man daraus nun ableiten? Ich weiss es nicht. Statt Kursprognosen anzustellen fokussiere ich lieber auf klar erklärbare Strategien mit belegbarem Vorteil gegenüber dem Gesamtmarkt.